8.12.2015 - Warum ich Bewerbungsgespräche liebe

Ich betrachte es als eines meiner wichtigsten Privilegien als Chef, mir (innerhalb gewisser Grenzen) aussuchen zu können, mit wem ich zusammenarbeiten möchte bzw. wen ich führen möchte. Führungskräfte, die dieses Privileg nicht wahrnehmen, haben m.E. die wahre Bedeutung des Chef-Daseins nicht ganz verstanden. Wenn ich mir also dieses Vorrecht nicht nehmen lassen möchte, muss ich auch die Bewerbungsgespräche aktiv begleiten. Warum also nicht aus einem notwendigen Übel etwas Positives machen und sich darauf freuen und voller Enthusiasmus teilnehmen?

 

Gewiss sind viele „Personaler“ bereits wegen zu vieler durchgeführter Bewerbungsgespräche leicht „abgestumpft“ oder haben schlicht nicht mehr die Zeit, sich voll auf den Bewerber einzulassen und sich wirklich intensiv mit dem Kandidaten zu beschäftigen. Gerade hier sollte man als Chef bewusst vorbeugen und sich unbedingt entsprechend Zeit dafür reservieren.

 

Für mich sind Bewerbungsgespräche immer spannend, und es gab eigentlich in fast jedem Gespräch eine Situation, die überrascht hat. Dies kann eine positive oder negative Überraschung sein. Es ist jedoch noch nie vorgekommen, dass ein Profil bzw. eine Bewerbung das vollständige Bild eines Kandidaten derart gezeichnet hätte, wie das eigentliche Bewerbungsgespräch.

 

Des Weiteren darf man ja auch nie vergessen, dass ein Bewerbungsgespräch – gerade in der heutigen Zeit – auch in die andere Richtung geht: Das Unternehmen „bewirbt“ sich beim Kandidaten. Was soll man also davon halten, wenn sich der Chef keine Zeit nimmt, das Handy anlässt, den Raum verlässt und scheinbar alles andere wichtiger ist als dieses Bewerbungsgespräch? Ebenso vermittelt etwa ein Kennenlernen mit eventuellen zukünftigen Kollegen auch einen Eindruck von der Stimmung im Unternehmen oder der Abteilung, die auch wichtig ist. Von Zeiten, dass das Unternehmen nur „hier“ schreien muss und alle kommen angelaufen, sind wir weit entfernt. Und eine Bindung Arbeitgeber – Arbeitnehmer sollte auch langfristiger angelegt sein.

 

Fazit ist also, dass ich auch in Zukunft mir immer (so möglich) Zeit nehmen werde, selbst aktiv bei Bewerbungsgesprächen dabei zu sein.

 

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