25.9.2015 - Consultant-Typus: Der Hohlpfosten
Man verzeihe mir die sehr negative Wortwahl, aber es gibt einen Consultant-Typus – den Hohlpfosten -, der die Materie einfach nicht beherrscht, aber es dennoch schafft, immer wieder in neuen Projekten unter zu kommen, bis dann auch dort seine wahren „Qualitäten“ erkannt werden. Nach dieser doch recht derben Einleitung einige weitere Erklärungen hierzu …
Consultants, egal ob selbständig oder als Mitarbeiter einer Consultingfirma, werden am Ende des Tages immer über das Profil verkauft. Natürlich sind die Chancen hier für jemanden mit mehreren längeren Stationen (3-9 Monate) besser, als wenn man nur wenige, aber dafür sehr lange Stationen aufzuweisen hat. Unser angesprochener Typus versteht es dabei bestens, aufgrund seiner mannigfaltigen Erfahrung das initiale Interview mit dem Kunden zu meistern.
Warum? Nun, das Profil zeigt ja klar die vermeintliche Erfahrung und da der Kunde oft selbst nicht in der Lage ist, allzu tief technisch nachzufragen (zumindest am Anfang der Projekte), um die Eignung wirklich prüfen zu können (die Betonung liegt auf wirklich und nicht nur vermeintlich), sieht ja alles positiv aus. Wenn dann noch der Preis stimmt, sollte doch alles passen, oder? Erst im Projekt zeigt sich nach gewisser Dauer die Unzulänglichkeit, wenn es um komplexere Aufgabenstellungen geht. Hier behilft sich der Hohlpfosten oft mit vermeintlich passenden Kopien aus anderen Projekten, die er selbst aber nicht vollständig durchdrungen hat, so dass das nachfolgende Chaos vorherprogrammiert ist.
Klares Kennzeichen des Hohlpfosten ist, dass er nicht in der Lage ist, kreative neue komplexe Lösungen anzubieten. Alles, was über etwas höheres Anfangswissen hinausgeht, wird schwierig bzw. erzeugt dann „Lösungen“, die schlicht nicht einsetzbar sind, was aber oft erst lange Zeit später offensichtlich wird.
Es gab mal einen Consultant, der ein komplettes Projekt über ein halbes Jahr geblendet hatte, bis sich herausstellte, dass kein einziger Teil seiner „geleisteten“ Arbeit auch nur im Entferntesten einsatzfähig ist. Heute ist dieser Consultant in einem anderen Beratungsunternehmen und wird dort als „Speerspitze“ für diese Technologie angepriesen. Ich bin mir aber sicher, dass die Verantwortlichen bei dem Unternehmen nicht einmal von den Unzulänglichkeiten des Consultants Bescheid wissen.
Aber was ist die Krönung hiervon? Ganz einfach, wenn der Kunde den Namen des Consultants auch nach Beendingung seines Engagements für bestimmte Zustände oder Vorgänge verwendet. Ein Beispiel sollte dies veranschaulichen können: Vergeben wir für den Consultant als Beispiel den Namen Knopf. Herr Knopf war also beim Kunden xy. Dieser hatte auch nach Jahren noch als Redensart für den größten Unsinn, der an einem Tag passiert ist, die Bemerkung bzw. den Titel „Knopf des Tages“ vergeben. Oder auch „Das habt ihr aber sauber verknopft!“.
Fazit: Es gibt sie also tatsächlich, die Hohlpfosten, die immer wieder in Projekten auftauchen und mit denen man entsprechend planerisch umgehen muss, da man ja weiß, dass der Output von ihnen nur marginal ohne weitere Überprüfung etc. verwendet werden kann. Eigentlich müsste man hier viel krasser dagegen vorgehen, da sie die Branche in Verruf bringen und die guten Consultants dies alles wieder begradigen müssen.
Für den Chef bedeutet dies: Entweder man findet einen Weg, den Hohlpfosten in einem anderen Bereich einzusetzen, oder man muss sich letztlich von dem Mitarbeiter trennen, so hart dies auch ist.
PS: Sorry, für den harschen Artikel, aber auch dies muss einmal gesagt werden.